Samstag, 23. Juni 2007

Stalder statt Stadler.

Auch der Blick interessiert sich: Interview mit Reporter Josef Keel


Gestern ist es spät geworden. Nach den verrückten Ereignissen des Tages mit Sturmwinden, Hagelgewitter, Unterbruch und Neustart, dem 2. Platz von Gerrit und der Verteidigung des Sprinttrikots, mussten wir vom Ziel wieder 100 km zurück an den gestrigen und heutigen Startort nach Ulrichen ins Oberwallis reisen. Neuerdings interessieren sich auch Presseleute für unser Team. Die Fragen der Medienleute beantworten wir natürlich gerne, das gehört auch zum Job. Wir sind froh, wenn nicht nur über Doping im Radsport berichtet wird. Den Anfang der Berichterstattungen machte der zürcherische Tages-Anzeiger mit einer schönen Reportage über das Volksbank-Team. Den Schweizer TV-Kommentatoren sind wir in der Zwischenzeit ebenfalls positiv aufgefallen. Sie loben die Leistungen „des kleinen sympathischen österreichischen Teams“ und sind sich nicht zu schade, unsere Steckbriefe und die Palmarès weiterzugeben. Dass unser Mann im rot-weissen Trikot (Mariuzs Witecki) nicht der österreichische, sondern der polnische Meister ist, sei ihnen vorderhand verziehen. Beide Nationalflaggen sind ja rot/weiss.

Nicht schlecht gestaunt habe ich, dass gestern von mir ein Bild auf der Titelseite der Tageszeitung „Berner Oberländer“ erschienen ist. Die mehrmaligen Mails meines privaten Pressemanns haben offenbar Wunder gewirkt. Bis Ende der Tour bringt es die Zeitung vielleicht auch noch zustande, wenigstens täglich das aktuelle Sprintklassement zu publizieren. Heute Morgen hatte ich auch einen Interview-Termin mit Adrian Durtschi vom Regionalradio BEO (Berner Oberland). Dann will das TV-Team des Fernsehsenders „Tele Bärn“ einen Beitrag drehen. Sogar der grössten Schweizer Boulevard-Zeitung, dem „Blick“ waren wir in der heutigen Ausgabe ein paar Zeilen wert. Dort muss man aber noch lernen, dass ich Stalder und nicht Stadler heisse. Dann gibt es da noch die kleine Wochenzeitung „Der Obersimmentaler“ in meinem Heimatdorf. Die hat meinen Bericht über den Gewinn des Sprint-Trikots samt Foto ganz einfach "verloren".

Das heutige Rennen war wir erwartet schwer. Gleich zwei meiner engsten Verfolger im Sprint-Klassement, Navarro und Ten Dam haben von Anfang an voll attackiert und den Furkapass vor dem Feld überquert. In der Abfahrt vom Sustenpass verloren die beiden dann aber den Anschluss und man hat mir die „Entwarnung“ übermittelt. Die Sprintpunkte gingen an Vladimir Gusev, (6+3), und an die Schweizer Martin Elmiger (6), Beat Z’Berg (4), Steve Zampieri (1). Dieses Quintett hat für mich heute die Kohlen aus dem Feuer geholt. Ohne Punkte gewonnen zu haben, bin ich auch morgen im Sprinttrikot durch meine engere Heimat unterwegs. Aussichten auf den Gesamt-Sprintsieg haben nun neben mir (20 Punkte) nur noch Pasamonte (14), Teamkollege Rene Weissinger (12) und Daniel Navarro (9) und neu Vladimir Gusev (9).

Im Gesamtklassement hat sich Gerrit Glomser dank einer Super Leistung auf Platz Neun vorgearbeitet. Ich musste am letzten Pass abreissen lassen und habe den Grimselpass in den in dichtem Nebel und den hinteren Rängen erreicht. Ich kam deshalb recht spät zur Siegerehrung auf dem Pass an: Im dichten Nebel hat es ohnehin niemand gesehen....