Dienstag, 19. Juni 2007

Mein Tag in Weiss


Sprintsieg-Blumen für Freundin Flavia

Es ist spät geworden gestern abend. Spurtankunft in Luzern erst gegen 18’00 Uhr, dann die Siegerehrungen mit der für mich unerwarteten Einkleidung ins Sprint-Trikot der AXA-Winterthur Versicherung. Einzelne Interviews, die Reise ins Mannschaftshotel in Küssnacht am Rigi, eine intensive Massage und schlussendlich erst nach 21’00 Uhr das Nachtessen. Heute hiess es umso früher aufstehen. Der Start war ja – wegen der Streckenlänge von 230 km schon auf elf Uhr angesetzt und wir hatten vorerst noch von Küssnacht nach Brunnen zu dislozieren. Entwarnung für den gestern gestürzten Gerrit Glomser, er konnte heute ebenso wie der immer noch etwas kränkelnde Pascal Hungebühler an den Start gehen.

Schon die Fahrerpräsentation war speziell. In meinem weissen Sprinttrikot wurde ich speziell begrüsst und vom Speaker zum Interview gebeten. Unsere gestrigen Erfolge haben auch die Medien aufgeweckt. Ein Blick-Reporter will unser Team in seiner Zeitung präsentieren. Meiner eigentlichen Hauszeitung der Berner Zeitung allerdings war meine gestrige Leistung keine Zeile wert. Dort war der neben viel Doping-Geschreibsel vor allem der Sturz von Zberg und Rast ein Thema. So ist das halt: der Prophet im eigenen Lande gilt nicht viel…Nun trugen heute neben Mariuzs Witecki (im polnischen Meistertrikot) zwei Volksbänkler nicht das traditionelle Dunkelblau. Eine Taktik hatten wir uns nicht eigentlich zurecht gelegt. Mit- und Ankommen war angesagt. Falls eine frühe Fluchtgruppe laufen würde, wollte ich mitgehen, aber trotzdem Kräfte sparen. Wenn ich mit den Besten über den Flüelapass kommen sollte, so würde ich probieren, das Trikot zu verteidigen. Die beiden Sprintwertungen waren 26, bzw. 9 km vor dem Ziel angesagt.

Schon kurz nach dem Start lief dann eine Fluchtgruppe mit mir. Es klappte aber nicht. Vielleicht war es besser, denn die Drei, die dann 220 km lang vorne lagen, dürften heute abend ordentlich kaputt sein. Dass wenigstens Alessandro Proni durchkam und gewinnen konnte, ist gut und macht mir Mut, es ebenfalls einmal zu probieren. Ich hatte keine Chance auf die Verteidigung meines AXA-Sprint-Trikots. Dieses trägt morgen einer des Flucht-Trios, Daniele Navarro. Ich fand meinen Rhythmus über den 2383 Meter hohen Flüelapass ganz gut und kam locker mit. Eine kleine Krise zuoberst an der Norbertshöhe (2km vor dem Ziel) verunmöglichte mir das Loch nach vorne zu schliessen. Glücklicherweise ist das Gerrit Glomser noch gerade gelungen, er wurde ausgezeichneter 13. und liegt nun im Gesamtklassement auf Platz 22. Ich belege mit 21 Sekunden Rückstand, Platz 36 in der Etappe und Platz 42 im Gesamten und bin zufrieden. Nun liege ich unter den Händen unserer Masseurin im sehr schönen Hotel Hochland in Nauders und beantworte die zahlreichen SMS und Telefonanrufe meiner Fans.