Samstag, 26. Juli 2008

Österreich Rundfahrt 2008

Prolog wegen Gewittersturms abgebrochen: Als Dritter musste ich heute den auf 1,5 km verkürzten Prolog bestreiten. Die Verkürzung erfolgte, weil schlechtes Wetter angesagt war. Für einmal schien ich von den Verhältnissen begünstigt zu sein. Das war in der Vergangenheit oftmals anders. Mit einer Zeit von 2.14.91 war ich eigentlich ganz zufrieden. Ich verlor damit nur knappe 9 Sekunden auf den Besten (Stefan Radlocha, mit 2.06.05). Im Verlaufe des Rennens wurden die Bedingungen aber immer schlechter und Spitzenfahrer wie Tom Boonen, Paulo Savoldelli und andere verloren auf der kurzen Schlaufe mehr als eine halbe Minute. Um 16.25 Uhr hat die Rennleitung - 9 Fahrer standen noch am Start - das Rennen abgebrochen. Damit gehen wir also morgen alle zeitgleich in die erste Etappe. Auf uns warten zwischen Klausen und Toblach 171 km und das untenstehende Profil.

 

Erste Etappe: Gerrit Glomser Zweiter hinter Weltmeister Bettini – Die heutige erste Etappe von Klausen nach Toblach war hektisch und mit zwei schweren Bergen ausgetattet. Wir konnten uns schon in einer ersten Fluchtgruppe präsentieren, die aber keinen langen Erfolg hatte. Am letzten Berg ca 23 km vor dem Ziel musste ich die etwa 20-köpfige Fluchtgruppe ziehen lassen. Das Schlussstück dieses Bergs war "schmierig". Ich wusste nicht, ob ich auf der grossen oder auf der kleinen Scheibe fahreN  sollte. Zusammen mit vier anderen Konkurrenten, u.a. Matthias Russ und Daniel Frei konnte ich in der Abfahrt wieder Zeit gutmachen. Genau einen Kilometer vor dem Ziel erreichten wir die Spitze. Ich fuhr an der Gruppe vorbei bis zu Teamkollege Gerrit Glomser. Er konnte mir ein Zeichen geben, dass er sich gut fühlte und so zog ich ihm mit meinen letzten Kräften den Spurt an. 300 Meter vor dem Ziel fuhr er aus meinem Windschatten und passierte mich. Bis auf die letzten Meter glaubte ich, dass es ihm zum Sieg reichen würde. Doch Gerrit jubelte zu früh, Weltmeister Paulo Bettini fing ihn noch um ein paar Zentimeter ab. Schade! Ich beendete das Rennen zeitgleich mit der ganzen Spitzengruppe auf Platz 23. Morgen gibts eine Bergankunft auf dem Kitzbühler Horn.

 

2. Etappe: Nah dran am Kitzbühler Horn – Das war wieder verdammt hart heute. Der anfängliche Regen und die Kälte waren gar nicht nach meinem Gusto. Dazu kam, dass mir gestern Abend beim Essen irgend etwas nicht gut bekommen ist (? Maissalat?) Aber meine Teamhelfer haben gut zu mir geschaut und mich immer wieder mit Regenmäntelchen versorgt, bzw. entsorgt. Am Kitzhbühler Horn war ich gezwungen, meinen Rhythmus zu fahren. Für einen Top-Ten-Platz hat es nicht ganz gereicht, aber immerhin erreichte ich das Ziel als 12. mit einem Rückstand von 2.46 und direkt vor einem anderen Schweizer, Thomas Frei von Astana. Den gleichen 12. Platz belege ich nun auch im Gesamtklassement. Gerrit Glomser musste für seinen gestrigen Effort büssen und verlor als 99. über 13 Minuten und fiel auf den 61. Platz zurück. Morgen geht es auf das Dach der Austria-Tour. Das Hochtor liegt auf über 2500 Meter. So hoch hinauf gings in diesem Jahr noch nie. Mal schauen, wie meine Beine und mein Magen morgen "zwäg sind". Im letzten Jahr habe ich auf der genau gleichen Etappe als 12. nur 55 Sekunden eingebüsst.....

 

3. Etappe: Ein Kampf vom ersten bis zum letzten Meter – Die heutige Königsetappe über den Grossglockner war für mich ausserordentlich schwer. Ich hatte mich nicht so gut erholt von gestern und fühlte mich schon zu Beginn der Etappe nicht allzu gut. Ich musste schon im Aufstieg zum Grossglockner die Spitze ziehen lassen. Auf dem 2500 Meter hohen Pass hatte als 32. fast viereinhalb Minuten Rückstand. Dort oben waren wir nur zu fünft. Es waren noch 100 km bis ins Ziel. Ich machte mir grosse Sorgen. Gottseidank schloss dann von hinten eine grössere Gruppe zu uns auf, in der sich auch Teamkollege Rene Weissinger befand. Er ist ein Super-Abfahrer und er hat mir heute ganz viel geholfen. Bis zum Schlussaufstieg konnten wir darum viel Zeit gutmachen. Am Ende fühlte ich mich dann etwas besser und konnte weitere Plätze gutmachen. Schlussendlich wurde ich 22. mit noch 2.17 Rückstand. Damit bin auch im Gesamtklassement nur um zwei Plätze auf den 14. Rang zurückgefallen. Aber so groggy und kaputt wie heute nach dem Rennen war ich noch selten. Ich konnte die Umgebung kaum noch wahrnehmen. Und morgen folgt eine Etappe über fast 220 Kilometer. Ich hoffe, dass ich das überstehen werde....

 

4. Etappe: Capitain de Route für 15 Teilnahmen geehrt – Vor dem Start zur gestrigen Etappe konnte unser Team-Senior Harald Morscher eine Auszeichnung für den "Aktiven mit den meisten Teilnahmen" entgegennehmen. Zum 15. Mal bestreitet Morscher die Österreich Rundfahrt, bei der er mit dem Gesamtsieg im Jahr 1994 den größten Erfolg seiner Karriere gefeiert hatte.  Unser Harry ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil des österreichischen Radsports, der neben seiner aktiven Laufbahn auch als Co-Teamchef von Volksbank Impulse setzt." Auf der längsten Etappe kam es zu einem Massenspurt, an dem ich mich nicht beteiligte und als 71 mit der Zeit des Siegers gewertet wurde. Im Gesamtklassement bin ich weiterhin 14.

 

5. Etappe:  Probleme –  Im Moment klebt das Pech an mir. Beim Aufstieg aufs Kitzbühler Horn habe ich mir vorgestern offenbar eine Sehne hinten am Knie überdehnt.  Das tat gestern bei jeder Pedalumdrehung weh. Am Abend liess ich das Knie von Physio Petra lange und intensiv behandeln. Mit einem dicken Tape nahm ich heute die Etappe in Angriff. Bis 25 Kilometer vor dem Ziel ging es so la la. Ich kam wenigstens mit. Dann rannte so ein Hundekläffer auf die Strasse und ich kam zu Fall. Um mein Knie zu schonen fiel ich auf den Arm und vor allem auf den Rücken und jetzt ist dieser mein grösstes Problem. ich fühle mich gar nicht gut und muss abwarten, wie Petra dieses Problem angehen will. Josef Benetseder und Harry Morscher haben mich wieder ins Feld zurückgefahren, so dass ich wir immerhin noch mit dem Feld ankamen und ich im Gesamtklassement nicht zurückfiel.

In meinem Zustand müsste ich eigentlich ans Aufgeben denken. Da aber nur noch das Zeitfahren und die Schlussetappe auf dem Programm stehen und ich dann eine Pause einlegen will, werde ich mich wohl durchkämpfen. Aber gute Voraussetzungen für das flache 27km Zeitfahren wären anders...

 

6. Etappe: Schadensbegrenzung gelungen – Mit meinem malträtierten Körper (Rücken, Arm und Knie) hatte ich heute zu meiner "Lieblings-Disziplin" Zeitfahren anzutreten. Es war mir klar, dass ich nicht um einen Spitzenplatz kämpfen konnte. Ich hatte mir einfach zum Ziel genommen, im Gesamtklassement nicht aus den Top 20 hinauszufallen. Das ist gelungen. Mit 3.21 Rückstand hielt sich mein Rückstand in Grenzen und es überholten mich im Gesamt-Klassement nur gerade der Italienier Sesteli (um 2 Sekunden) und der Österreicher Pichler. Ich bin damit nun 16. und wenn morgen nichts Dummes passiert, werde ich meine beste Klassierung in einer Rundfahrt in diesem Jahr abliefern.

 

7. Etappe: Platz 16 im Gesamtklassement – Auf der Schlussetappe nach Wien haben wir alles für unsere Sprinter getan. Fast, aber eben nicht ganz, wäre die rechnung aufgegangen. Hinter Sieger Paulo Bettini klassierten Rene Weissinger und Andre Korff auf den Plätzen 3 und 6. Mit meinem 43. Platz in der Siegerzeit zählte ich immerhin noch zum gewerteten Team, das an diesem Tag den 2. Platz in der Mannschaftswertung belegt hat.

Mit meinem 16. Platz in der Gesamtwertung bin ich angesichts der verschiedenen gesundheitlichen Probleme in der vergangenen Woche (Magen, Sehne am Knie, Rücken) eigentlich zufrieden.

Nun brauche ich dringend eine Zeit der Erholung. Nach mehr als 50 Renntagen, mit 8 beendeten Rundfahrten, keinem einzigen Tag im Grupetto und nur zwei Rennaufgaben (SM, Gippingen) gehen die Batterien zur Neige. Darum sind ein paar Ruhetage sicher nicht schlecht. Für den Saisonabschluss (Deutschland Rundfahrt, WM) will ich mich nochmals gezielt aufbauen und motivieren.